Starthilfe für die Tastenstars von morgen
„Junges Klavierpodium Werner Haas“ im Weißen Saal
VON SUSANNE BENDA
Jeder Klavierton ein individuell geschliffener Diamant, jeder Anschlag der Tasten eine eigene Klangwelt: Ilja Rapoport, Jahrgang 1989, spielt einen bis ins Detail durchgestalteten Chopin
(cis-Moll-Nocturne op. 27/1, vierte Ballade f-Moll). Unter den Händen des 17-jährigen Jonas Emanuel Haffner erklingt ein atmosphärisch dichter, klarer, sehr spannungs- und ausdrucksvoll wirkender
Ravel („Ondine“ und „Scarbo“ aus „Gaspard de la nuit“). Die erst 15-jährige Annique Göttler spielt Liszt (Ungarische Rhapsodie Nr. 12) mit großer, aber nach innen gewendeter Virtuosität. Julia
Sailer, geboren 1992, beweist zumal bei drei Sätzen aus Bachs vierter (D-Dur-)Partita einen sehr eigenständigen Gestaltungswillen, und der gleichaltrige Vincent Herrmann spielt zwei von Claude
Debussys „Images“ (aus Heft 1) mit einer Klarheit, die den Stücken guttut.
Fünf hochbegabte Stuttgarter Nachwuchspianisten, allesamt Sprösslinge der Stuttgarter Musikschule, boten am Donnerstag im voll besetzten Weißen Saal des Neuen Schlosses Interpretationen auf hohem
und höchstem Niveau. Mit ihnen ging eine neue Konzertreihe an den Start, die der Öffentlichkeit die im fruchtbaren musikalischen Humus der Landeshauptstadt groß gewordene pianistische Crème de la
Crème der Zukunft vorstellen und jungen Künstlern ein Podium bieten will. Da diese vor allem an der Stuttgarter Musikschule ausgebildet werden, sorgt die Stiftung Stuttgarter Musikschule für die
finanzielle Ausstattung. Und Namensträger des Podiums ist der vielleicht größte Tastenkünstler, den die Stadt je hervorbrachte: Werner Haas (1931 bis 1976).